Konzentrierte Präsenz gegen Kriminalität: Zweite Schwerpunktaktion zeigt Wirkung
NewsMit gezielten Kontrollen und konsequentem Einschreiten geht die Kantonspolizei Basel-Stadt seit Ende August erneut gegen Gewalt-, Drogen- und Eigentumsdelikte an städtischen Hotspots vor. Erste Ergebnisse zeigen: Der erhöhte Kontrolldruck entfaltet Wirkung und sorgt für mehr Sicherheit im öffentlichen Raum.

Text und Fotos: Adrian Plachesi, Leiter Abteilung Kommunikation
Artikel aus basilea INFO PLUS, Herbst 2025
Bei den kleinen Dingen fängt es an: Die zwei jungen Männer rattern auf ihrem Elektro-Töffli durchs Fahrverbot, direkt vor unserem Polizeiauto. Fw 1 David Brunner, seine zwei Kollegen und der Schreibende sind bei der Dreirosenanlage noch nicht mal ausgestiegen, schon müssen wir eingreifen. Denn die zwei jungen Männer fahren zu den Bänken am rheinseitigen Ende der Anlage; dort, wo sich die Klientel trifft, welche die Polizei üblicherweise beschäftigt. Auch heute hat sich mitten am Nachmittag eine bunte Traube von Personen bei diesen Bänken versammelt. Die Anwesenden haben offenbar bereits diverse Substanzen, hauptsächlich Dosenbier, konsumiert und begrüssen die Polizei beim Eintreffen mit lautstarkem Gegröle.
Brunner und seine Kollegen picken sich die zwei fehlbaren Töfflifahrer heraus. Die zwei Gambier lassen die Personenkontrolle verhältnismässig gelassen über sich ergehen. Zuerst verläuft alles im Rahmen des Üblichen; es wird gestikuliert und diskutiert, im Gebüsch liegen Minigrips mit Gras, irgendjemand muss sie zufälligerweise hier verloren haben. Doch während der Kontrolle fällt ein Dritter aus der Gruppe plötzlich mit aggressivem Verhalten auf. Ein Streit mit einem der Töfflifahrer entspinnt sich, es wird geschubst und geschrien. Am Ende erhalten die beiden Streithähne beide einen Platzverweis für das ganze Wochenende und müssen die Örtlichkeit getrennt separiert verlassen. Eine weitere Eskalation will Polizist David Brunner unbedingt verhindern, denn genau wegen solcher Gewaltdelikte fährt die Kantonspolizei bereits ihre zweite Schwerpunktaktion an diesen Hotspots in der Stadt.
Das untere Kleinbasel und der Bahnhof im Fokus
Im Frühjahr 2024 hatte die Kantonspolizei schon einmal mit einer konzentrierten Aktion die Gewalt-, Drogen- und Eigentumsdelikte im Kleinbasel bekämpft. Der hohe Kontrolldruck und die intensive Zusammenarbeit mit dem Migrationsamt und der Kriminalpolizei zeigten Wirkung: Bei den täglichen Kontrollen und Aktionen wurden in der zweimonatigen Intensivphase insgesamt 1'340 Personenkontrollen durchgeführt, daraus resultierten insgesamt 112 Festnahmen. Die Aktion führte zu einer spür- und messbaren Reduktion von Anzeigen wegen Raub, Diebstahl oder Diebstahl aus Fahrzeugen. Auch wurden im Frühling 2024 keine schweren Gewaltdelikte im unteren Kleinbasel mehr verübt.

Der Frühling 2025, ein Jahr später, zeigte ein anderes Bild: Zuerst blieben die Fälle von Gewaltkriminalität im «normalen» Bereich, sofern man das so nennen kann. Während des Eurovision Song Contest im Mai wurde die Stadt schliesslich von derart vielen Polizistinnen und Polizisten geflutet, dass viele Kleinkriminelle ziemlich schnell einen grossen Bogen um Basel machten. Der Effekt hielt noch ein wenig an, doch nach dem zweiten Grossanlass, der Women’s Euro, stellte die Kantonspolizei fest, dass die Zahl der Delikte ein Niveau erreicht hatte, mit dem man nicht mehr zufrieden sein konnte. Darum wurde die erfolgreiche Schwerpunktaktion vom Frühjahr 2024 wieder reaktiviert.
Auch die aktuelle Aktion hat zum Ziel, dass durch gezielte und kontinuierliche Kontrollen und Aktionen kriminelle Aktivitäten und deren Begleiterscheinungen im öffentlichen Raum spürbar reduziert werden. Der Fokus liegt dieses Mal neben dem unteren Kleinbasel mit der Dreirosenanlage, dem Rheinbord, dem Matthäuskirchplatz und dem mittig gelegenen Claraplatz auch auf dem Bahnhof SBB. Diese zentrale Verkehrsdrehscheibe hat den höchsten täglichen Publikumsverkehr in der Stadt und zieht neben Pendlern und Berufstätigen eben auch ganz viele kriminelle Störer an.
Festnahme wegen rechtswidrigem Aufenthalt
Zurück ins Kleinbasel, zur Patrouille von Fw 1 David Brunner. Unterdessen sind die Polizisten am oberen Ende der Dreirosenanlage auf eine Gruppe von vier Nordafrikanern gestossen. Einer der vier erregt besonders die Aufmerksamkeit der Polizisten. Der 26-jährige Algerier ist im Schengener Informationssystem ausgeschrieben – er hat offenbar die Mitwirkungspflicht in seinem Asylverfahren nicht wahrgenommen, woraufhin dieses hinfällig geworden ist. Damit ist der Mann illegal in der Schweiz. Ein kurzer Anruf der Patrouille beim Migrationsamt ergibt dann auch: Festnahme des Beschuldigten wegen rechtswidrigem Aufenthalt.
In den ersten vier Wochen der Aktion konnte die Kantonspolizei Basel-Stadt über achtzig Festnahmen verbuchen.
Während der ganzen Kontrolle werden wir von einer jungen Frau aus dem Quartier beobachtet. Als der Algerier mit Handschellen ins Polizeiauto verfrachtet wird, macht sie sich bemerkbar und beschimpft uns. Niemand würde die Polizei mögen, ruft sie, genau wegen solcher Festnahmen. Wir haben leider weder die Zeit noch die datenschutzrechtliche Grundlage, um ihr zu erklären, dass der Mann nicht «nur» rechtswidrig in der Schweiz ist. Er wurde allein in den vergangenen sieben Tagen wegen eines Diebstahls aus einem Fahrzeug, Tätlichkeiten und Diebstahl an einer jungen Frau, einem Ladendiebstahl sowie dem illegalen Besitz eines Beruhigungsmittels rapportiert. Und wegen Gewalt und Drohung gegen Behörden und Beamte anlässlich einer Anhaltung auf dem Polizeiposten. Ob die junge Frau mit diesem Wissen anders reagiert hätte?
Auch die zweite Schwerpunktaktion zeigt Wirkung
In den Zielen für das Jahr 2025 hat Polizeikommandant Oberst Thomas Würgler festgehalten, dass sämtliche Tätigkeiten der Polizei Wirkung entfalten müssen. Dieses Ziel dürfte auch die zweite Schwerpunktaktion gegen Gewalt-, Betäubungs- und Vermögensdelikte erreichen. In den ersten vier Wochen der Aktion konnte die Kantonspolizei Basel-Stadt über achtzig Festnahmen verbuchen.
Durch den hohen Druck auf die Hotspots war es auch möglich, den Aufwärtstrend der genannten Delikte an diesen Orten zu brechen. Diese Wirkung dürfte während der Dauer der Aktion und darüber hinaus anhalten und durch die einbrechende kältere Jahreszeit verstärkt werden, wenn die Delikte im öffentlichen Raum generell witterungsbedingt abnehmen. Die bisherigen Resultate zeigen deutlich: Mit Beharrlichkeit und Präsenz kann die Polizei die Situation an den Hotspots nachhaltig verbessern. Sollte sich die Lage erneut verschärfen, wird die Kantonspolizei Basel-Stadt nicht zögern, weitere gezielte Aktionen durchzuführen. So ist klar: Die Erfahrungen aus den letzten Jahren haben bewiesen, dass diese Strategie Wirkung entfaltet.